Hilft Nachhaltigkeit dem stationären Einzelhandel derzeit aus der Krise?

 

Habe ich es schon erwähnt, dass in der Eifel wohne? Um genau zu sein maximal 15m Luftlinie zum berühmten Nürburgring, genau parallel zur langen Geraden Döttinger Höhe.

Idyllisch mag der ein oder andere denken. Und ja, das stimmt, wenn nicht gerade Publikumsmagneten wie: Rock am Ring oder das 24h-Rennen stattfinden, so wie an den letzten Wochenenden. Für meine Sinnesorgane verkürzt sich dann die Luftlinie ganz spontan und ohne Vorankündigung auf 1µm…

Was ich dann an diesen beiden Wochenenden live miterlebt habe, war der berüchtigte Unterschied zwischen Theorie und Praxis, besonders hinsichtlich des Themas Nachhaltigkeit.

Warum? Im Vorfeld der Veranstaltungen werden alle Wiesen – die um diese Jahreszeit saftig grün und mit Klatschmohn sowie Butterblumen übersäht sind – rund um den Nürburgring Igel kurz abgemäht und zu Campingplätzen umfunktioniert. Besucherzahlen in Rekordhöhe von bis zu 80.000 Personen wurden erwartet, die dann bereits im Vorfeld bis zu einer Woche mal richtig Feuer geben.

Mich freut es immer wieder zu sehen, wieviel Spaß und gute Laune überwiegend junge Leute haben. Die treffen sich jedes Jahr hier und feiern, feiern, feiern. Ein wahres Fest der überberstenden Vergnügtheit und geballter Lebenslust. Herrlich!

Die Kehrseite der Medaille sind Einwegzelte, Einweggeschirr, Einweggrill, Plastikflaschen etc., also Plastikabfall und sonstiger Müll in unvorstellbaren Mengen.

Das 24h-Rennen bzw. der Rock am Ring gehören in unserer Region wie die Mutter zum Kinde. Menschen Feiern, haben Spaß und genießen einfach das Leben. Feiern sich, die großartigen Veranstaltungen und das Miteinander.

So weit so gut. Wenn wir aber glauben, dass das Thema Nachhaltigkeit dort irgendeine Bedeutung hat, so muss ich Sie leider enttäuschen.

Die Organisatoren machen sich seit Jahren und vor jeder Veranstaltung immer wieder viele Gedanken besonders über die Müllproblematik und die Entsorgung. Seit ein paar Jahren wird ein sogenanntes Green-Camping angeboten. Jedoch scheint bei der Großzahl der Besucher der Faktor Bequemlichkeit & Spaß noch wichtiger zu sein als die Umwelt.

Hier ein kurzes Beispiel: die höchste Einnahme eines Plastikflaschensammlers an einem dieser Wochenenden waren sage und schreibe 24.000,00 €. Und das war nur Einer von Vielen.

 

Glauben Sie, dass das die nächsten Jahre anders wird?

Ich habe die Hoffnung, dass es Jahr für Jahr, Schritt für Schritt, ein bisschen besser wird. Die Besucher werden achtsamer sein. Werden jedoch Emotionen wie Spaß oder Bequemlichkeit in einem so außergewöhnlichen Maß getriggert, dann steht die Vernunft öfters hinten an.

So gewichtig, bedeutsam und fast selbstverständlich das Thema Nachhaltigkeit ist, und der Wandel ist bereits spürbar im Gange, es wird dauern. „Greta sitzt schließlich auch noch mit einem Plastikbecher und verpacktem Essen in der Bahn.“

In verschiedenen Fernseh-Interviews zum Thema Nachhaltigkeit und Müllaufkommen gaben ein Großteil der Befragten, vornehmlich jüngere Altersklassen, zu, nicht nachhaltig zu handeln. Auch wenn die Mehrheit zugab dabei immerhin ein schlechtes Gewissen zu haben, müsse man ja schließlich Zeit haben, um sich in seinen Gewohnheiten und Handlungen umzustellen…

Und betrachten wir jetzt noch kurz das Thema Online-Handel. Sprechen wir hier auch über Nachhaltigkeit?

Bitte denken Sie einmal unvoreingenommen an irgendeinen der bekannten Online-Anbieter wie Amazon, Zalando & Co. Beständig steigen dort die Börsenkurse (e.g. Amazon im 5-Jahresverlauf mit einer Steigerungsrate von 602%). Sicherlich, solche Ergebnisse werden unter guter Unternehmensführung erzielt und natürlich, weil die Weltbevölkerung zugenommen hat und daher mehr Menschen dort bestellen. Aber letztlich sind solche Steigerungsraten nur damit zu erklären, dass überproportional viel, viel, viel mehr Menschen Online bestellen.

 

Und dass, obwohl wir aufgeklärt sind und wissen, dass der Einkauf vor Ort nachhaltiger ist und wir damit einen tatsächlichen Beitrag zur Umwelt leisten würden. Weil:

  • weniger Raubbau an den Rohstoff-Ressourcen
  • weniger Verpackungsmüll aufläuft
  • weniger Abgasausstoß verursacht wird
  • die Umweltbelastung & -verschmutzung erhöht wird

Dennoch kaufen wir unaufhaltsam Online. Denn, das Bestellen im Internet ist eben bequem und zu Teilen auch zu einer Unterhaltung geworden. „Ich habe bei Zalando bestellt. Hast Du denn nicht die tolle Aktion gesehen? 50% unter Normalpreis. Du, ich werbe Dich als Mitglied und dann teilen wir uns den Einkaufsgutschein.“ Scheiß doch auf den Müll!

 

WIR ALLE WISSEN, WAS WIR FÜR EINE BESSERE UMWELT UND FÜR UNSERE ÖKOLOGISCHE ZUKUNFT TUN MÜSSEN.

Aber wir reden viel, kommen aber nicht ins Handeln.

 

 

Warum aber habe ich Ihnen das erzählt?

Nachhaltigkeit ist auch das neue Schlagwort in der MODE – gerade brandaktuell. Seit Greta die Welt mit ihren Freitagsdemonstrationen erobert hat beschäftigt sich auch die Textilbranche verstärkt mit diesem Thema, und nimmt es sogar als zentralen Aufhänger für Trend-Informationen und Kunden-Gewinnung. Also wieder einmal ein neues „Versprechen“ für mehr Umsatz im stationären MODE-Einzelhandel!?

Unbestritten ist das Thema Nachhaltigkeit politisch relevant, zukunftsorientiert und ich halte es für sehr wichtig – auch in der MODE-Industrie.

Aber mal ehrlich, wird es den stationären Einzelhändlern in der jetzigen Situation zu mehr Umsatz verhelfen?

Wenn man mit der Industrie spricht, stelle ich fest, dass sich alle, und damit meine ich wirklich alle, mit dem Thema intensiv auseinandersetzen und unter Hochdruck nach gangbaren Lösungen suchen. Wir alle stehen vor einem mächtigen und weitreichenden Thema, welches nicht „just in time“ in allen Bereichen und Wechselbeziehungen gelöst werden kann. Nehmen wir als Beispiel den Bereich Outdoor: Die Produktion einer Daunenjacken ohne Daunen, mit gleichwertigen Wärmeeffekt gleichwohl soll das Außenmaterial multifunktional und in jedem Fall wasserabweisend sein. Von jetzt auf gleich. Das ist nicht realistisch und nicht realisierbar. Aber Schritt für Schritt schon.

 

Viele Modelabels beschäftigen sich schon seit Jahren mit fairer Kleidung und fairer Mode.

Anbei einige Beispiel:

  • Grüne Erde – nachhaltig & fair
  • ARMEDANGELS – Eco & Fair Fashion
  • hessnatur – Naturmode – Biomode – faire Mode

Die Hess Natur-Textilien GmbH produziert seit 1976 nachhaltig. In der Branche gelten sie als Vorbild in Bezug auf Nachhaltigkeit und soziale Arbeitsbedingungen. Die heute in der Branche so stark favorisierte Öko-Baumwolle gibt es bei hessnatur schon seit 1998.

Auch den Kunden, der bereit ist für seine Kleidung einen höheren Preis in Kauf zu nehmen, weil für ihn Nachhaltigkeit und soziale Arbeitsbedingungen auch beim Konsum im Vordergrund steht, gibt es schon immer.

Fast täglich „flattern“ negative Presseberichte hinsichtlich dieses schwergewichtigen Themas über den Äther. In den vergangenen Tagen schritten zum Beispiel Primark und TK Maxx in Bezug auf deren Arbeitsbedingungen und Fertigungsprozessen voran. Aber dennoch kauft dort die breite Masse unbeeindruckt. Also scheinen diese Themen beim Endverbraucher noch nicht in dem erwünschten Maße angekommen zu sein.

 

Denken Sie doch nur mal an die ersten Anti-Pelzkampagnen, die Ende der 1980er Jahre aktiv wurden, und es zu massiven Einbrüchen bei den Pelzumsätze kam.

Das ist mehrere Jahrzehnte her und heute sind wir fast am Ziel: Modelabels geben öffentliche Erklärungen bekannt keine Pelze mehr einzusetzen – Echtfell wird durch Kunstfelle ersetzt. Das ist auch gut so, ebenso, wie wir uns schmerzlich an die Umsatzeinbußen erinnern.

 

Beantworten Sie sich als Einzelhändler doch bitte einmal kurz zwei Fragen:

  1. Über wie viel Prozent Ihrer Kunden sprechen wir hier eigentlich?
  2. Wie viele Kunden haben in Ihrem Laden ein Teil nicht gekauft, weil es nicht nachhaltig produziert wurde?

So richtig und zukunftsweisend das Thema Nachhaltigkeit auch ist, der Einzelhandel muss heute zum Überleben primär ganz andere Probleme lösen, die zunächst zu mehr rentablen Umsätzen führen:

  • offensive Kundengewinnung
  • ein unvergleichbares Sortiment
  • mehr Umsatz ohne Preisabschrift
  • ein Ende der Rabatt-Schlachten

 

Die letzten Wochen war ich wieder einmal viel unterwegs – Würzburg, Bonn, Köln und Hamburg standen auf dem Plan durch die Nation. Und wenn ich mir in jeder dieser Stadtzentren die Reduzierungen angeschaut habe, liegt das Problem des stationären Einzelhandels eher am Einkauf und an diesen Rabatt-Aktionen als an fehlender nachhaltiger Bekleidung im Angebot.

Überall vergleichbare Sortimente, Massen an Ware, schlechte Präsentation und zu wenig Personal.

In Würzburg, just in dieser Woche war auch noch die Mozartwoche, besuchte ich ein großes Kaufhaus, dessen Lage spektakulär ist – „on the roof-top“ einen 360 Gradblick über die gesamte Stadt.

Die Innenstadt von Würzburg war voller Menschen, davon viele Touristen, strahlendes Wetter und ein breitgefächertes Gastronomie-Angebot. Ich parkte gleich im Parkhaus unter dem besagten Modehaus, und wollte direkt die Chance nutzen den angepriesenen Ausblick auf der Terrasse des Modehauses zu genießen.

Den tollen Ausblick habe ich tatsächlich gefunden, aber gleichzeitig auch ein äußerst unsauberes, ungemütliches und nicht zum Verweilen geeignetes Ambiente auf der besagten Dachterrasse, die zudem dem Modehaus eigen ist. Dementsprechend leer war die Terrasse im Gegensatz zu anderen Außenlokalitäten, wie ich später feststellte.

Aber nun auf ins textile Geschehen: die Ständer waren voller Ware – wie immer das Gleiche – wie überall. Die Waren-Präsentation war grausam und reduzierte Ware in Massen überfluteten die Sinne. Orientierung gleich Null. Personal begrenzt und überfordert.

 

Aber warum interessierten mich diese reduzierten Waren?

Die Messe Berlin und die neue Einkaufssaison Frühling/Sommer 2020 steht an. Das Wichtigste, was Einkauf neben neuen Trends und Information braucht, ist eine gute Abverkaufs-Analyse unter Einbeziehung aller betriebswirtschaftlichen Ergebnisse.

Und was nutzt Ihnen ein guter Abverkauf, wenn die Rendite trotzdem nicht stimmt.

 

10 Dinge, die Sie bei Ihrer Einkauf-Planungen berücksichtigen sollten:

  • Analysieren Sie Ihr eigenes Sortiment nach Abverkauf und Rendite.
  • Analysieren Sie Ihren Wettbewerb, deren Marken & Angebote, und tun Sie nicht das, was Andere tun, sondern tun Sie das, was für ihre Kunden und Ihr Sortiment das Richtige ist.
  • Prüfen Sie Ihren Preislagenaufbau und Ihre Größenstatistik.
  • Prüfen Sie Ihre Gewichtung an Markenflächen und unvergleichbaren Stamm-Sortimenten.
  • Prüfen Sie Ihren NOS-Anteil aller Lieferanten und legen Sie fest, was zu automatisieren ist.
  • Prüfen Sie, was in Ihrem Sortiment gezielt für Ihre Kunden fehlt, und gehen Sie mit einem fokussierten Suchauftrag zur Messe.
  • Nicht alle guten Lieferanten sind in Berlin – machen Sie sich vorab einen Plan, welche Lieferanten Sie sich anschauen wollen und wo sie diese finden.
  • Schreiben Sie nie einen Auftrag bevor Sie alle Kollektionen gesehen haben, und gehen Sie nie ohne eine Abverkaufs-Liste, die alle wichtigen Kennzahlen enthält, zum Lieferanten.
  • Bereiten Sie sich auf das jeweilige Lieferantengespräch beim Order-Termin gezielt vor und haben sie einen Argumentationsleitfaden für Ihr ggf. verändertes Tun.
  • Sprechen Sie vor Ihrer Einkaufsreise mit Ihrem Verkaufsteam, denn sie Alle sind die Nächsten an Ihren Kunden.

 

Warum halte ich Planung für so wichtig?

Auch Lieferanten stehen unter einem gewissen Verkaufsdruck und müssen neue Kunden gewinnen und mehr Umsatz erwirtschaften.

Aber die meisten Lieferanten, die ich kenne, sind an einer intensiven Zusammenarbeit mit ihrem Kunden interessiert und lösen auch Probleme im Saisonverlauf.

Hierzu ist Voraussetzung, dass Sie Ihre Lieferantengespräche nicht nur auf Messen führen, sondern regelmäßig und am besten monatlich. Ein kurzer Zahlenabgleich über Umsatz, Kalkulation und Bestand bringt Sie gleich ins Gespräch und Probleme können konkret angesprochen und gelöst werden. Das ist die Basis für gute Abverkäufe mit rentablen Ergebnissen. Denn nichts Anderes zählt!

Gezielte Vorbereitung auf diese Gespräche gewährleisten eine Kommunikation auf Augenhöhe und die Akzeptanz des Lieferanten.

Wenn eine Marke gut mit einem Unternehmen zusammenarbeitet, liegt das nicht nur an der Größe des Kunden und seines Umsatzvolumens, sondern an dem Engagement und der Akzeptanz des Einkäufers/-in oder Unternehmer/-in. Und letztendlich spielt die Sympathie natürlich auch immer eine gewichtige Rolle; daher seinen Sie authentisch.

Legen Sie den Fokus für ihren Einkauf auf Vorbereitung, Planung und zahlenorientierte Gespräche. Leben Sie nachhaltig und genießen Sie die Messen in Berlin.

Gerne biete ich Ihnen dazu einen weiteren und unterstützenden Einblick, wie Sie als stationärer Einzelhändler ERFOLGreich positionieren und Ihre Kunden von sich begeistern.

 

REDEN SIE VIEL UND KOMMEN INS TUN.

 

Lesen Sie hierzu gerne ergänzend auch mein kostenfreies Whitepaper mit dem Titel: Die 10 größten Fehler, die verhindern, dass Sie Kunden gewinnen! – einfach auf den untenstehenden Link Klicken…

Die 10 größten Fehler, die verhindern, dass Sie Kunden gewinnen!

 

 

Herzliche Grüße,

Ihre Yvonne Blauen-Ippendorf